Alexander Zverev zeigte im deutschen Duell eine der vielen Fähigkeiten, die ihn zur vielleicht größten deutschen Tennishoffnung seit der Ära Becker-Graf machen. Er kämpfte sich in eine Partie, in der für ihn zunächst überhaupt nichts zusammenlief. Benjamin Becker spielte routiniert seinen Stiefel herunter, während der Schlaks auf der anderen Seite kaum einen Ball traf. Break zum 1:0, Break zum 3:0, bei 4:0 für Becker schien der Satz gelaufen zu sein. Hilflos blickte Zverev immer wieder in seine Box, schimpfte nach jedem Fehler."Benni hat stark angefangen, mir kaum Zeit gegeben", lautete seine Analyse nach dem Match. Er selbst sei vom langen Doppel mit Bruder Mischa am Dienstag noch mental etwas müde gewesen.
Doch er versuchte weiterhin seine mächtigen Grundschläge und sein Service auf ein zumindest erträgliches Niveau zu bekommen. Minute um Minute gelang ihm das besser. Als er das erste Re-Break zum 2:4 mit einem tollen Passierball schaffte, schrie er seine Anspannung heraus, ballte die Faust. Danach wehrte er selbst zwei Breakbälle ab und glich wenig später zum 5:5 aus. Längst war das Match auf einem sehenswerten Level angekommen. Vor allem das Hochgeschwindigkeitstennis ließ die Zuschauer immer wieder raunen. Bei 6:5 für den 19-jährigen Favoriten gelang diesem aus vollem Lauf ein Wahnsinnslob kurz vor die Grundlinie, dem der staunende Gegner nur nachschauen konnte. 15:40 - zwei Satzbälle für Zverev. Ein Fehler von Becker und nach 45 Minuten stand es 7:5.
Im zweiten Satz legte Zverev schnell ein 3:0 vor. Dann ließ sich Becker plötzlich vom Physiotherapeuten lange behandeln. Der 34-Jährige versuchte es noch einmal, doch nach drei weiteren Punkten musste er aufgeben. Er hatte bei einem Aufschlag im zweiten Spiel des zweiten Durchgangs eine ungünstige Bewegung gemacht und konnte von da an das Bein beim Aufschlag nicht mehr richtig ranziehen. "Ich habe auch gemerkt, dass sein Service langsamer wurde", sagte Zverev.
Er trifft im Viertelfinale auf den Sieger der Partie Baghdatis - Brown. Gefragt nach dem Wunschgegner schmunzelte er und sagte: "Dustin natürlich, das würde dem Publikum doch auch gefallen." Mit dem Erwartungsdruck der Deutschen Tennisfans kann der junge Mann aus Hamburg übrigens mühelos umgehen. "Natürlich warten die Leute immer auf einen neuen Boris Becker. Aber es ist doch schön, dass ich so viel Aufmerksamkeit erfahre. Das empfinde ich als etwas Positives."