Der Sensationssieger der 30. TERRA WORTMANN OPEN heißt Alexander Bublik. Der Kasache bezwang im Endspiel dem Favoriten Andrey Rublev mit 6:3, 3:6, 6:3. Für Rublev war es die zweite Finalniederlage bei Deutschlands bedeutendstem Tennisturnier. 2021 hatte er gegen Ugo Humbert verloren.
Bei der Berufswahl hätte Alexander Bublik sowohl Uhrmacher als auch Holzfäller nehmen können. Er hat ein überaus feines Händchen, wie die endlose Reihe seiner Stopps zeigt. Und er kann brachial zu Werke gehen, wie seine hammerharten Aufschläge belegen. Weil er noch dazu die Spielsituationen gut lesen kann, gehört er zu den unberechenbarsten Akteuren auf der Tour mit viel Potenzial. Und so richtig weiß niemand, weshalb der ganz große Erfolg bei dem 26-jährigen Kasachen bisher ausgeblieben ist.
Statistisch sprach nichts für Alexander Bublik: Halle war sein erstes 500er Finale überhaupt. Und gegen Rublev hatte er in drei Spielen noch nie gewonnen. Und von seinen sieben Tourfinals hat er nur eines erfolgreich bestritten. Aber wer ihn kennt, der weiß, dass den solche Fakten wenig stören. Und so begann er das Endspiel genauso wie er das Halbfinale gegen Alexander Zverev am Vortag beendet hatte. Mit überragenden Tennis. Gut, zwei Doppelfehler und ein abgewehrter Breakball im ersten Spiel waren ein holpriger Auftakt, doch nach neun Minuten stand es bereits 3:0 für ihn. Andrey Rublev schaute bald ähnlich ratlos wie der deutschen Publikumsliebling Zverev am Samstag: Wie soll man gegen diese variable Tennis von Bublik zu Werke gehen?
Nach gerade einmal 27 Minuten zeigte das Display in der OWL Arena ein 6:3 für Bublik. Beide Akteure verließen kurz den Court – vielleicht auch, um der drückenden Hitze für ein paar Momente zu entfliehen. Der Favorit nutzt die Pause besser, denn nun war plötzlich Andrey Rublev am Drücker. Buliks Stopps und sein gewaltiger Aufschlag kamen nicht mehr ganz so präzise. Rublev dagegen brachte sein knallhartes Vorhandspiel und sein souveränes Service nun zur Entfaltung. Ein Break zum 4:2 und nach einer Stunde folgte mit 6:3 der Satzausgleich.
Doch unberechenbar ist eben unberechenbar: Alexander Bublik fand in Satz drei sofort wieder in die Spur, breakte früh, setzte Stopps wie Nadelstiche und servierte souverän durch. Er war schon vor dem Match der Spieler mit den meisten Assen im Turnier am Ende waren es insgesamt 79. Andrey Rublev blieb nur noch das Bublik-Viewing – wenig konnte er ausrichten.
Nur ganz am Ende wackelte der Asskönig aus Kasachstan einmal, servierte drei Doppelfehler und musste noch einen Breakball abwehren. Doch nach 94 Minuten hieß der Sieger Alexander Bublik. In der Weltrangliste wird er am Montag auf Rang 26 geführt – es ist die höchste Platzierung seiner Laufbahn. "Ich habe heute gegen einen guten Freund gewonnen", sagte Bublik später und wollte wie schon nach dem Sieg gegen Zverev nichts von einer speziellen Strategie wissen: "Ich habe gespielt wie immer. Ich gehe beim Aufschlag immer volles Risiko, das ist mein Spiel". Unberechenbar eben.