Genau einen Spieler gibt es im Feld der 31. TERRA WORTMANN OPEN, der schon einmal im Finale von Wimbledon gestanden hat: den Italiener Matteo Berrettini. Und der ist nach langen Verletzungspausen und einem Abrutschen in der Weltrangliste in diesem Jahr nicht gesetzt. Das hätte bedeuten können, dass er es in der ersten Runde mit einem der Stars wie Jannik Sinner oder Alexander Zverev zu tun bekommt. Doch der 28-Jährige hatte Glück. Er erwischte einen Qualifikanten.
Allerdings tat er sich im ersten Satz unerwartet schwer gegen diesen Alex Michelsen aus den USA. Vor allem zu Beginn. Die Streuung seiner Schläge war hoch, Fehler über Fehler unterlief dem Hünen aus Rom. Schnell lag er 0:3 zurück. Vielleicht steckte ihm noch das verlorene Finale von Stuttgart am Sonntag in den Knochen. Oder es brachte ihn aus dem Konzept, dass ihm vor seinem ersten Aufschlagspiel irgendetwas ins Auge geflogen war und er eine ganze Weile brauchte, um mit Wasser und viel Geduld das Auge wieder in Ordnung zu bringen.
Doch wie sagt: er spielte gegen einen Qualifikanten, noch dazu gegen einen ganz unerfahrenen, denn Alex Michelsen zählt ganze 19 Jahre. Dafür schlug er sich erstaunlich gut. Vor allem sein guter Aufschlag machte Berrettini zu schaffen. Immer wieder schaute er hilfesuchend zur Box. Doch der temperamentvolle frühere Top-Ten-Spieler behielt die Ruhe. Und im siebten Spiel lud ihn das Talent aus Kalifornien per Doppelfehler zum Breakball ein. Der Favorit packte zu. Bei 5:5 hatte er erneute Breakchance, ließ diesen aber ungenutzt. Im Tie-Break blieb es eng. Weil Berrettini als Zweiter aufschlug, hatte er bei 6:5 automatisch den ersten Satzball. Und da zeigte der Routinier sein Können, verwandelte per Passierball.
Der zweite Satz war dann eher vom Klassenunterschied der beiden geprägt. Zwei Breaks brachten dem Italiener den ungefährdeten Sieg. Den Matchball verwandelte er sehenswert und völlig überraschend aus vollem Lauf mit einer einhändigen Rückhand – die spielt er eigentlich gar nicht. Nun kann er im Achtelfinale von Halle gegen den nächsten US-Amerikaner Marcos Giron weiter Punkte sammeln, um wieder dorthin zu kommen, wohin er zweifellos gehört: in die Weltspitze.