Die TERRA WORTMANN OPEN waren immer das Turnier der Deutschen, wenn man von einem gewissen Schweizer absieht, der das Turnier mal eben 10 Mal gewonnen hat. Doch 2024 gibt es eine neue Tennismacht bei Deutschlands größtem ATP-Turnier.
Nein, es sind nicht die einst glorreichen USA oder die Schweden oder Spanier. Es ist überraschenderweise Italien. Das Land, das im vergangenen Jahr zum zweiten Mal den Davis-Cup in seiner Geschichte gewann. Der erste Triumph geschah 1976!
Wer auf die Setzlisten der TERRA WORTMANN OPEN schaut, stellt fest: Sowohl im Einzel als auch im Doppel kommen die an eins gesetzten Spieler aus Italien. Jannik Sinner führt die Einzelkonkurrenz an. Der Südtiroler ist seit einer Woche neuer Besitzer des Tennisthrons in der Weltrangliste. Und auch im Doppel kommt niemand an den Südeuropäern vorbei. Simone Bolleli und Andrea Vavassori führen das Feld an.
Wer nun glaubt, dass die Italiener nur in der Spitze aber nicht in der Breite überzeugen – weit gefehlt. Im Einzelfeld stehen gleich fünf von ihnen und damit ebensoviele wie es Deutsche im Hauptfeld gibt, die hier traditionell am zahlreichsten sind. Neben Sinner heißen die italienischen Spieler Luciano Darderi, Flavio Cobolli, Matteo Berrettini und Lorenzo Sonego. Nebenbei: In der Weltrangliste stehen neun Italiener unter den ersten 100.
Doch woher kommt dieses Tenniswunder südlich der Alpen? Boris Becker hatte 2023 dazu das gesagt: „Italien zeigt in vielem, wie man sich im Tennis organisieren muss. Der Erfolg einzelner Spieler oder des Teams kommt nicht von ungefähr.“ Gemeint ist damit wohl die neue Herangehensweise des nationalen Verbandes seit einiger Zeit. Es gibt eine große Zahl von Challenger Turnieren der zweiten Kategorie in Italien. Damit haben die italienischen Spielerinnen und Spieler die Chance, kostengünstig und ohne Reisestrapazen im eigenen Land Weltranglistenpunkte und Erfahrungen zu sammeln. Allein 2023 wies der dortige Turnierkalender 23 Challenger-Events auf. In Deutschland waren es acht.
Und Jannik Sinner sieht das selbst so: „Ich bin glücklich, Teil dieser italienischen Bewegung zu sein. Immer mehr Leute spielen jetzt Tennis, ich finde, das ist das Wichtigste.“ Und der Erfolg beschränkt sich nicht allein auf die Herren. Gerade erst hat Senkrechtstarterin Jasmine Paolini das French-Open-Finale erreicht. Völlig überraschend oder eben auch gar nicht so überraschend. Italien ist eben jetzt eine Tennismacht.