Erst Top-Ten-Spieler Andrey Rublev, jetzt den früheren Wimbledon-Finalisten Matteo Berrettini: Marcos Giron aus Kalifornien hat keine Angst vor großen Namen und hat bei den TERRA WORTMANN OPEN gleich zwei prominente Spieler ausgeschaltet.
Das 30-jährige Kraftpaket spielt wenig spektakulär und verfügt auch nicht über einen signifikanten Gewinnschlag, wie es etwa Berrettinis Aufschlag ist. Aber Giron hat drei Trümpfe im Ärmel. Er macht kaum Fehler, er kann sich der Spielweise des Gegners sehr geschickt anpassen und er wird gern einmal unterschätzt.
Auf der anderen Seite des Netzes stand ein Spieler, der so etwas wie der Geheimfavorit des Turniers war. Die Tennis-Weltrangliste zeigt an, wie stark ein Spieler ist. Meistens jedenfalls. Wenn aber ein Spieler nach Verletzungen zurückkommt, entspricht die Platzierung oft nicht dem Leistungspotenzial. Ein wunderbares Beispiel dafür ist derzeit die Nummer 65, Matteo Berrettini, einst Nummer acht der Welt und Finalist in Wimbledon.
Schnell legte der 1,96 Meter große Römer ein Break vor. Giron verpasste den Start ins Match etwas. Und wenn man gegen Berrettini erstmal Break hintenliegt, wird es ganz schwer. Denn eines kann der Stuttgart-Finalist der vergangenen Woche: Aufschlagen! Auf Rasen hat Berrettini in seiner Karriere 91 Prozent seiner Aufschlagspiele gewonnen. So eilte er durch Durchgang eins. Nach 24 Minuten hieß es 6:3.
Doch auch Giron schlug gut auf, hatte nur zu Anfang einmal gewackelt. Oder anders gesagt: beide brachten in ihren Returnspielen wenig zustande. Bis zum 5:4 für den US-Amerikaner aus Thousand Oaks in Kalifornien, als es plötzlich einen Breakball für diesen gab. Gleichbedeutend mit Satzball. Den ersten wehrte der Römer ab, beim zweiten aber sauste eine Vorhand von Giron unerreichbar die Linie entlang. Satzausgleich!
Die frühere Nummer 6 der Welt wollte das umgehend korrigieren, holte sich zwei Breakchancen - um diese prompt zu vergeben. Das Niveau der Ballwechsel steigerte sich jetzt etwas. Mehr und mehr aber übernahm Giron die Kontrolle über das Match. Bei 3:2 hatte er erneut zwei Breakbälle. Beim zweiten segelte eine Slice-Rückhand von Berrettini ins Netz. Es war die Vorentscheidung zum 4:2. Der Kalifornier spielte gegen Ende der Partie seine beste Phase. Nach 1:44 Stunden hatte er sein zweites Viertelfinale von Halle erreicht.
Giron trifft nun auf einen Gegner, der noch besser serviert als der im Achtelfinale. Der Pole Hubert Hurkacz schlug 2023 mehr als 1.000 Asse und war damit mit gewaltigem Vorsprung Bester in dieser Statistik. Unterschätzen aber sollte er Marcos Giron nicht.
