Jan-Lennard Struff ist der neue Krimi-König der TERRA WORTMANN OPEN. Beim sensationell spannenden 6:7(2), 7:5 und 7:6(10) gegen den Italiener Luciano Darderi sorgte der Warsteiner für einen wahren Tiebreak-Thriller, in dem er im Entscheidungsspiel erst den siebten Matchball zum Sieg nutzte. Bereits beim Stand von 6:5 hatte der Lokalmatador drei Matchbälle, die der 22-jährige Darderi, der sein Rasen-Debüt auf der Tour gab, aber mit eigenem Aufschlag abwehren konnte. "Waren es wirklich zehn?", fragte er überrascht nach der Partie. "Dann ist wohl besser, dass ich es auch gewonnen habe oder?", schob er schmunzelnd nach.
Struff wurde von den Fans auf dem Centre Court für seinen Erfolg gefeiert, der bedankte sich brav für die Unterstützung. „Danke für den Support, den habe ich heute gebraucht“, sagte der 34-Jährige, der bei den 31. TERRA WORTMANN OPEN der älteste Spieler im Teilnehmerfeld ist. „Das ist mein Heimturnier. Hier habe ich schon zweimal mit 6:7 im dritten Satz verloren, ich bin einfach nur glücklich, dass ich das Ding geholt habe.“
Auch wenn die TERRA WORTMANN OPEN zu den Lieblingsturnieren von Jan-Lennard Struff (ATP 41) zählen, rein sportlich ist die Liebesbeziehung zwischen dem Warsteiner und dem Haller ATP-Turnier noch in Arbeit. Der Sieg gegen Darderi (ATP 34), der im Tiebreak des dritten Satzes einen Matchball hatte, bedeutet erst den vierten Achtelfinaleinzug für Struff in Halle, schon siebenmal musste er in Runde eins die Segel streichen. Bis ins Viertelfinale hat er es bislang noch nicht geschafft.
Die Beziehung zu Halle ist auch so stark, weil Struff von 2011 bis 2018 für den TC BW Halle in der Bundesliga gespielt hat und drei Deutsche Mannschaftsmeisterschaften feiern durfte. Aktuell ist Struff für den TC Bredeney in der Bundesliga aktiv.
Schon Satz eins war rekordverdächtig. Nur 33 Minuten benötigten Struff und Darderi, um den Tiebreak zu erreichen. Das Match war vollkommen ausgeglichen, was sich aber im Entscheidungsspiel ändern sollte. Darderi ließ bei eigenem Service nichts anbrennen, Struff machte zu viele Fehler. Mit 7:2 gewann der in Argentinien geborene Italiener Durchgang eins.
In zweiten Satz änderte sich zunächst nicht viel. Die Aufschläger dominierten das Match, wobei Darderi im vierten Spiel zwei Breakbälle abwehren musste. Bis zum 6:5 für Struff verlief alles in der Reihe, dann schlug der 34-Jährige urplötzlich zu. Den ersten Satzball nutzte er zum 7:5 und dem Satzausgleich.
An Dramatik nichts zu überbieten war Satz drei. Struff wurde zum 2:3 gebreakt, schlug aber prompt zurück. Abgesehen von den drei bereits erwähnten Matchbällen für Struff beim Stand von 6:5 verlief der Satz ebenfalls ausgeglichen, bis der Tiebreak alles in den Schatten stellte. Struff führte 6:3, sah wie der sichere Sieger aus, doch Darderi kämpfte sich zurück. 6:6, dann wieder Matchball Struff, dann auf einmal für Darderi, dann noch dreimal für Struff. Beim Stand von 11:10 segelte eine Rückhand des Italieners ins Aus, Spiel, Satz und Sieg für Struff, der nun am Donnerstag gegen den an Position sechs gesetzten Griechen Stefanos Tsitsipas spielt. „Ich bin einfach glücklich, dass ich hier noch einmal spielen darf“, sagte der erschöpfte Gewinner.
Doch warum hat er diesmal einen jener Thriller gewonnen, die er in den vergangenen Jahren in Halle so oft verloren hatte? Spielt sein erster Turniersieg, gelungen in München in diesem Jahr, da eine Rolle: "Ja, na klar hat mir das einen Boost gegeben, dass ich das noch geschafft habe. Das hat sehr an mir genagt, dass ich noch keinen Titel hatte. Ich habe mich sehr danach gesehnt", räumte er ein. Warum nicht in Halle den zweiten holen?