Mansour Bahrami und Andrei Medvedev gegen die Kombination Tommy Haas und Younes El Aynaoui – diese Doppel-Begegnung versprach Tennis-Entertainment und die Zuschauer auf dem Centre Court der OWL ARENA wurden nicht enttäuscht. Vor allem der ungekrönte König des Showtennis, Bahrami, sorgte für Kunststücke der Extraklasse – und zwar in Serie. Die meisten Lacher und Rauner hatte der 66-jährige Iraner auf jeden Fall auf seiner Seite. Volleys ohne hinzugucken; Anfeuerungsrufe für Gegner Haas („Come on, Tommy“), der erst mit einem Lob nach hinten gelockt wurde, um dann einen kurzen Ball knapp hinters Netz zu spielen; ein Aufschlag mit sechs Bällen in der Hand – nur um ein paar Beispiele zu nennen. Balljungen- und -mädchen durften auch mitmischen, inklusive Tweener und dickem Applaus.
Wenn man an das Heimatland des Ukrainers Andrei Medvedev denkt, ist den allermeisten Menschen auf diesen Planeten derzeit nicht zum Lachen zumute. Der 47-Jährige, der vor 29 Jahren im Finale der ersten Ausgabe des Haller Rasenturniers stand und damals gegen Henri Leconte verlor, nahm 1980 Kilometer auf sich, um an dem Match teilzunehmen. Von Kiew nach Halle in zwei Etappen, in Ostwestfalen konnte Medvedev ein wenig abschalten nach den letzten Monaten, die ihm immer noch unwirklich vorkommen, wie ein böser Traum: „Ich hätte nie mit dem gerechnet, was unserem Land nun passiert ist.“ Der meiste Applaus auf dem Centre Court war ihm sicher.
Für Tommy Haas (44) war es die zweite Rückkehr nach Halle nach Beendigung seiner aktiven Karriere. 2009 und 2012 gewann er in der Lindenstadt jeweils das Turnier – mit Endspielsiegen gegen Novak Djokovic und Roger Federer. So einen Erfolg kann auch nicht jeder Tennisprofi vorweisen.
Der 50-jährige Younes El Aynaoui gewann fünf ATP-Titel in seiner Karriere, in Halle kam er 2003 immerhin einmal bis ins Viertelfinale (um dort gegen Federer zu verlieren). Die viel schönere Geschichte spielte sich aber in jenem Jahr in Runde eins ab. El Aynaoui gewann locker mit 6:1 und 6:2 gegen den Deutschen Christopher Koderisch. Weil die Partie beiden (ja auch Koderisch) so gut gefallen hatte (oder weil sie nicht sehr lange dauerte), spielten die beiden Kontrahenten einfach noch einen dritten Satz hinterher. Ein Ergebnis ist leider nicht überliefert.
Ach ja, ein offizielles Resultat der Champions Trophy 2022 kann dagegen verkündet werden: El Aynaoui/Haas siegten mit 7:5, 5:7 und 11:9 im Match-Tiebreak.