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31. TERRA WORTMANN OPEN  15. - 23. Juni 2024

TICKET CENTER 05201 81 80
Montag bis Freitag 11 - 17 Uhr
(im Sportpark, Gausekampweg 2, Halle/Westf.)
 

König Roger wird von Prinz Felix gestürzt

Der Kanadier Auger-Aliassime liefert im Achtelfinale gegen Federer eine überragende Vorstellung.

Die NOVENTI OPEN bekommen einen neuen König. Titelverteidiger Roger Federer ist im Achtelfinale der 28. Auflage des Turniers überraschend an einem überragenden Prinzen gescheitert. Der 20-jährige Kanadier Felix Auger-Aliassime bezwang den 39-jährigen Maestro mit 4:6, 6:3, 6:2. Dabei spielte er phasenweise so dominant wie einst sein Gegenüber.

„Endlich“, hatte Auger-Aliassime am Tag zuvor gesagt als klar war, dass er zum ersten Mal gegen Federer in einem Turnier antreten würde. Bislang kannten sie sich nur aus einem kurzen Training vor zwei Jahren, bei dem sich der Kanadier auch noch verletzte. „Noch dazu spiele ich gegen ihn auf Rasen“, sagte er diesmal. Auf Rasen – da ist Federer der beste Spieler der Geschichte. Achtfacher Sieger von Wimbledon, zehnfacher von Halle. Doch das Talent aus Nordamerika, Nummer 21 der Welt, kam mit der Empfehlung der Finalteilnahme von Stuttgart in der Vorwoche nach Ostwestfalen. Und hatte demnach schon reichlich Matchpraxis auf dem grünen Untergrund. Federer dagegen brachte es nur auf die Partie in der ersten Runde der NOVENTI OPEN gegen Ilya Ivashka.

Doch die fehlende Matchpraxis war dem Schweizer anfangs nicht anzumerken. Die beiden Akteure spielten Rasentennis -  echtes Rasentennis mit starken Aufschlägen, Returns vor die Füße, kurzen Ballwechseln und dem häufigen Weg ans Netz. Und sie spielten es teilweise brillant. Im sechsten Spiel hatte der Jüngere die ersten Breakchancen, doch der Ältere parierte diese erste Attacke unter anderem mit einem Ass. Prompt packte der Routinier im Spiel danach zu, eine grandiose Vorhand longline, danach ein Rückhand-Passierball longline und Auger-Alissime war sein Service los.  Federer ballte die Faust.

Als er aber zum Satz aufschlug, wurde es eng. Wieder 15:40 gegen ihn, doch wieder hielt er stand, unter anderem in einem furiosen Ballwechsel, bei dem der Kanadier die Chance gehabt hätte. Mit einem schönen Volley beendet Federer den ersten Durchgang schließlich mit 6:4. "Da wäre mehr für mich drin gewesen", sagt Auger-Aliassime später: "Die beiden Weltklasse-Passierbälle von ihm - da spürst du, was für ein Ausnahmespieler er ist."

Doch der Prinz wurde immer stärker im Duell mit dem König, der seinerseits mit der fehleranfälligen Rückhand zu hadern begann. Einziges Manko bei Auger-Alissime: die Chancenverwertung. Es war schließlich sein neunter Breakball in der Partie, den er endlich nutzte - zum 4:2 im zweiten Satz. Von nun an zauberte nur noch der Kanadier, während Federers Spiel auseinander fiel. "Aber du musst bis zum Schluss auf der Hut sein gegen Topleute wie ihn", so der Kanadier.

Vor allem Auger-Aliassimes gnadenloser Aufschlag und seine pfeilschnelle Vorhand stellten den Titelverteidiger vor unlösbare Aufgaben. Acht Asse schlug der Newcomer im dritten Satz, vier davon gleich zu Beginn. Zwei Breaks waren schnell geschafft, Federer hatte nichts mehr entgegenzusetzen. Nach 1:44 Stunden nutzte Felix Auger-Aliassime den ersten Matchball. "Das war ein großer Sieg für mich und gut für mein Selbstbewusstsein, ich bin glücklich", sagte der Sieger. "Heute lief alles gut bei mir: Aufschlag, Return, Netzspiel. Einfach alles." Zu euphorisch wollte er aber nicht werden: "Übermorgen ist erstmal Viertelfinale. Wenn ich im Finale stehe und gewinne, dann bin bin ich wirklich glücklich und trinke vielleicht Champagner." Wenn er in dieser Form in Halle weiterspielt, könnte er durchaus am Sonntag den Pokal in den Händen halten.

Roger Federer dagegen ging traurig vom Court. Es war seine früheste Niederlage im Turnier bei 18 Teilnahmen insgesamt. "Es ging rauf und runter bei mir im Match, das ist so bei Comebacks", erklärte er. "Felix war heute der Bessere und hätte wohl auch gewonnen, wenn ich nicht erst wieder auf dem Weg zurück wäre." Zunächst fährt der Rasenkönig nach Hause in die Schweiz und entscheidet dort, wie er sich auf Wimbledon vorbereitet. "Ich weiß jetzt, was ich tun muss, woran ich arbeiten muss." Nach London will er relativ spät reisen, um möglich lange vom Aufenthalt in der "Bubble"  verschont zu bleiben. "Das ist schon ganz schön hart für die Spieler, denn das geht ja seit Monaten so."

Felix Auger-Aliassime ließ Roger Federer am Ende keine Chance. FOTO: NOVENTI OPEN/Mathias Schulz
Traurig verließ Roger Federer nach seinem frühen Aus den Centre Court der OWL Arena. FOTO: NOVENTI OPEN/Mathias Schulz
Felix Auger-Aliassime war die Freude über den großen Sieg schon beim Interview auf dem Platz anzusehen. FOTO: NOVENTI OPEN/Mathias Schulz