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31. TERRA WORTMANN OPEN  15. - 23. Juni 2024

TICKET CENTER 05201 81 80
Montag bis Freitag 11 - 17 Uhr
(im Sportpark, Gausekampweg 2, Halle/Westf.)
 

Und der Oscar geht – immer weiter nach oben

Ein Mann namens Otte erlebt einen unerwartet späten Durchbruch im Welttennis und begeistert in Halle

 

Wenn du 27 Jahre alt bist, glaubst du wohl nicht mehr daran, dass du den Durchbruch als Tennisprofi noch schaffst. Und das war auch bei Oscar Otte aus Köln so. „Die Aufs und Abs der letzten Jahre haben mich da schon zweifeln lassen“, sagt der Halbfinalist der 29. TERRA WORTMANN OPEN in Halle. Und nun, mit 28 Jahren, nur ein Jahr später, sitzt er lächelnd im Interviewraum und sagt zu den Journalisten: „Ja, ich bin Tennisprofi und das ist mein Weg für die nächsten Jahre.“ Was ist passiert?

Die Antwort ist so trivial wie bedeutsam: Erfolge sind passiert. Etliche. Der Schlüssel war wohl das Wimbledonturnier im vergangenen Jahr. Otte kämpfte sich durch die berüchtigte Qualifikation des bedeutendsten Tennisevents der Welt, überstand im Hauptfeld Runde eins und erlebte dann einen Tag, den er nie vergessen wird. Er spielte gegen den local hero Andy Murray, sein Jugendidol,  vor großer Kulisse. Und beinahe hätte er den Briten ihren Tennistag verdorben, denn er zwang den Altstar in den fünften Satz, den er allerdings verlor. „Das war ein unglaubliches Ereignis“, sagt Otte heute noch. 

Es folgten die  US Open. Über die Quali kämpfte sich der Mann mit dem so unkonventionellen Spielstil ins Hauptfeld, gewann dort völlig überraschend weitere drei Matches und wurde erst vom Wimbledonfinalisten Matteo Berettini gestoppt – im Achtelfinale! Diesen Schwung nahm der 1,93-Schlaks mit auf die Challenger-Tour im Herbst. Er gewann dort drei Turniere und ahnte wohl zum Saisonende, dass 2022 anders verlaufen würde als die Jahre zuvor. 

„Ich habe hart an vielen Details gearbeitet mit meinem Coach Peter Moraing“, verriet Otte in Halle. Es zahlt sich aus.  In München erreichte er das Halbfinale, in Stuttgart in der Vorwoche ebenfalls. Rasen liegt ihm offenbar und er passt auch zu Ottes Art zu spielen. Er serviert stark, returniert oft selbst schnellste Aufschläge geblockt, liebt es mit Schnitt zu agieren - sogar auf der Vorhand. Stops und am liebsten danach auch ein Lob sind ein Standardspielzug bei ihm. Einer, mit dem er den Weltranglistenersten Daniil Medvedev im Halbfinale der 29. TERRA WORTMANN Open mehrfach düpierte. „Ich will ja meine Gegner damit nicht demütigen, aber das ist schon witzig, wenn das gegen einen gelingt, der fast zwei Meter groß ist. Da habe ich schon ein, zweimal in Richtung meiner Box gegrinst.“ 

Oscar Otte weiß, dass er die aktuelle Phase seiner Karriere genießen muss. „Und ich fange erst an zu verstehen, was hier gerade mit mir passiert.“ Die Weltrangliste wird am Montag  Platz 37 für ihn ausweisen. Für einen, der erst im Januar zum ersten Mal in den Top 100 auftauchte – ganze fünf Jahre nach dem Erreichen der Top 200. Heißt auch: Der Gang durch die Quali ist für ihn vorerst Geschichte.

Natürlich mag er sich ärgern über den Doppelfehler bei Satzball im ersten Satz gegen Medvedev. Vielleicht hätte er auch diese Partie gewinnen können mit seinem Spielkonzept. „Ich versuche immer, die Gegner aus dem Rhythmus zu bringen. Ich habe ja nicht solche Waffen wie die Besten.“ Doch von Enttäuschung wollte er eine Stunde nach dem Match nichts mehr wissen. „Ich nehme hier sehr viel Positives mit.“

Was auch sonst, hat er doch unter anderem Nikoloz Basilashvili und den frühen Top-Ten-Spieler Karen Khachanov aus dem Turnier genommen. Und sich mal eben im Handumdrehen zum neuen Publikumsliebling von Halle erhoben, der mit Sprechchören gefeiert wird. Und vom ZDF als Experte fürs Finale angefragt wird. Der Anruf des Trainers dazu kommt während der Heimfahrt nach Köln. Und der so begehrte neue Star dreht einfach um und fährt spontan nach Halle zurück. „Warum denn nicht? Ich mache das gerne, es ist ein deutsches Turnier, irgendwie noch ums Eck von zuhause“, sagte er: „Außerdem haben meine Freundin Emma und ich auch so einen entspannten Samstagabend gehabt.“

Jetzt wartet Wimbledon auf Oscar Otte. Da war doch was mit Duellen gegen große Namen. 

Oscar Otte wurde in der OWL Arena gefeiert wie früher Roger Federer oder zuletzt Alexander Zverev. Foto: TERRA WORTMANN OPEN/Mathias Schulz